visier-special 78 leseprobe

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VISIER-Special 78 Leseprobe

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Page 1: VISIER-Special 78 Leseprobe

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78Ausgabe

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■ Technik + Wirkung■ Geschichte + Entwicklung■ Varianten + Modelle

Schalldämpfer

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Page 2: VISIER-Special 78 Leseprobe

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Page 3: VISIER-Special 78 Leseprobe

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INTRO

VISIER | SPECIAL 78-2015

IMPRESSUMVISIER - DAS INTERNATIONALE WAFFEN-MAGAZINVERLAGS-/REDAKTIONSANSCHRIFT: WIPSCH 1, 56130 BAD EMSE-MAIL-ADRESSE: [email protected]: 02603-5060-0, FAX: 5060 -100INTERNET: WWW.VISIER.DE

VERLEGER: Peter Grieder

GESCHÄFTSFÜHRER: Dr. Christian Müller, Dirk Schönfeld

CHEFREDAKTEUR: Matthias S. Recktenwald (MSR), verantwortlich gemäß rheinland-pfälzischem Pressegesetz

STELLVERTETENDER CHEFREDAKTEUR: Andreas Wilhelmus (AW)

REDAKTION: Alexander Losert (AL), Alexander Orel (AO),Claudia Mullins (CM), Redaktionsassistenz, Durchwahl -201

FREIE AUTOREN DIESER AUSGABE: Pascal Conter (PC), Christopher Hocke (CH), Dr. Ralph Nebe (RN), Dr. Richard Preuß (RP), Matthias Waage (MW).

FOTOGRAFIE: Michael Schippers, Pascal Conter, Christopher Hocke, Dr. Ralph Nebe, Matthias S. Recktenwald, Frank James, Firmenfotos, Archiv. LAYOUT & PRODUKTION: Marc Bauer, Marianne Lawen,Thomas Jason Wieger

ANZEIGENVERKAUF: Leitung Karola Göth (02603/5060-106), E-Mail: [email protected]

ANZEIGENABWICKLUNG: Hildburg Wagener-Schipp (02603/5060-105, Fax: -107),E-Mail: [email protected]

ANZEIGENSATZ: Sapro GmbH, Gutenacker

TECHNISCHE HERSTELLUNG: VS Medien GmbH

DRUCK: ADV SCHODER, Augsburger Druck und Verlagshaus GmbH, Aindlinger Straße 17-19, D-86167 Augsburg,Tel.: + 49 (0)821/7904-251

Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 19 

LESERSERVICE: VS Medien GmbH, Wipsch 1, D-56130 Bad Ems, Telefon: 02603/5060-101, Fax: 02603/5060-100, E-Mail: [email protected]

LESERSERVICE SCHWEIZ: VS Medien GmbH, Wipsch 1, D-56130 Bad Ems, Telefon: +4144 586 97 94,Fax: +49 2603/50 60-100, E-Mail: [email protected]

VERTRIEB ZUM HANDEL: VU Verlagsunion KG, Zeitschriftenvertrieb, Meßberg 1, D-20086 Hamburg.

VISIER erscheint monatlich jeweils am letzten Mittwoch des Vormonats. Preis des Einzelheftes: 5,90 Euro inkl. 7 % MwSt.

VISIER-SPECIAL erscheint viermal im Jahr. Der Preis des Einzelheftes: 9,90 Euro inkl. 7 % MwSt. Im Festbezug: 9,90 Euro bei kostenfreier Anlieferung.ISBN: 978-3-944196-14-5, ISSN: 0948-0528

BANKVERBINDUNG: (im Ausland kein Bankeinzug möglich).Commerzbank AG, Koblenz, BLZ 570 800 70, Konto 06 036 284 00. IBAN DE 61 5708 0070 0603 6284 00, BIC DRESDEFF570

Bei Nichtlieferung ohne Verschulden des Verlages infolge Störungen des Arbeitsfriedens bestehen keine Ansprüche gegen den Verlag.

Copyright VS Medien GmbH. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. Für unverlangt eingesandte Text- und Bildbeiträge wird keine Haftung übernommen. Mit Überlassung des Manuskriptes überträgt der Autor (Bild/Text) dem Verlag das Recht der urheberrechtlichen Nutzung.

Veröffentlichung gemäß §9 Absatz 4 des Landesmedien-gesetzes vom 4. Februar 2005: Wirtschaftlich beteiligte Gesellschafter mit einem Anteil von mehr als 5.v.Hundert des Kapitals der VS Medien GmbH ist die VISIER Medien Holding AG, Graben 5, 6300 Zug, Schweiz (100%).

ERSCHEINUNGSTERMIN: September 2015TITELFOTOS: Michael Schippers

Endlich den Dämpfer aufsetzen ...

Gegen Lärm verstopfte Ohren – die gibt es schon in der Odyssee. Die Oh-ren vor dem beim Schuss entstehen-den Knall zu schützen, indem man an der Waffe ein spezielles schall-dämpfendes Element montiert – das geht seit der Wilhelminischen Epo-che. Theoretisch. Praktisch aber sieht es so aus, dass Schalldämpfer weithin als etwas gelten, das direkt aus dem Werkzeugkasten des Bösen stammt. Etwas für Geheimagenten, Meuchelmörder und Wilddiebe, so die gängige Meinung. Entsprechend restriktiv sieht es mit der Erlaubnis aus, solche Geräte an die Waffe montieren und etwa zur Jagd benut-zen zu dürfen. Doch seit kurzem dreht sich der Wind. Zusehends er-kennt auch die Politik (aktuell in Bayern), was der Schalldämpfer wirklich ist: ein nützliches, zum Teil unübertroffen effektives Werkzeug zum Schutz des Gehöres bei Mensch und Tier und damit ideal zur Lärm-Minderung. Nicht mehr, aber sicher nicht weniger. Daher infomiert die-ses Special Sie fundiert über den ak-tuellen rechtlichen Stand, national wie international.

Freilich ist das nur ein Aspekt, mit dem sich Nr. 78 der VISIER-Special-Reihe befasst. Dieses Heft beant-wortet Fragen: Wann begann die Ent-wicklung der im Englischen als „silencer“ und „sound suppressor“ bekannten Geräte, die der Volks-mund auch „Flüstertüten“ nennt? Was geschieht beim Schuss im Ohr? Wie funktioniert ein Schalldämpfer, wie ist er aufgebaut, welche Herstel-

ler gibt es? Und vor allem: Was leis-ten die einzelnen Geräte?

Um den zuletzt genannten Sachver-halt zu klären, führte das Autoren-Team Pascal Conter, Christopher Ho-cke und Dr. Ralph Nebe über Monate hinweg eine groß angelegte Testrei-he durch, mit Dutzenden von Model-len, diversen Waffen und Kalibern (mehr zum Testaufbau im Anhang ab Seite 108). Die Resultate �nden Sie tabellarisch aufbereitet und das so, dass Sie sie miteinander vergleichen können. Damit liefert dieses Heft eine erste Übersicht mit aus der Pra-xis geborenen Ergebnissen zur tat-sächlichen Dämpferleistung. Sicher nichts Abschließendes, aber in je-dem Fall ein erster Schritt, um fun-dierte Daten zur Leistungsfähigkeit der einzelnen Dämpfertypen zu sam-meln. Ja, und Spaß machen soll das Heft auch – nicht nur jedem, der sich für Waffentechnik interessiert.

Matthias S. RecktenwaldChefredakteur

Matthias S. Recktenwald

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Page 4: VISIER-Special 78 Leseprobe

Kurzinformationen

• Schalldruckpegel 28

• Definitionen 29

• Gehörschutzarten tabellarisch 30

• Schalldämpfermontage 38

• SD-Testergebnisse aimSport 43

• SD-Testergebnisse Ase Utra 45

• SD-Testergebnisse A-Tec 47

• SD-Testergebnisse B & T AG 49

• SD-Testergebnisse Hausken 51

• SD-Testergebnisse

Schultz & Larsen 53

• SD-Testergebnisse Stalon 55

• SD-Testergebnisse Randfeuer- und

Druckluft 57

• SD für Druckluft u. freie Waffen 58

• SD-Testergebnisse

SIG Sauer 1911-22 59

• SD-Testergebnisse Sako Quad

(vier Kaliber) 61

• SD-Testergebnisse

(vier Neun-Para-Pistolen) 70

• Messwerte diverser

integralgedämpfter Waffen 74

• Messwerte integralgedämpfter

Repetierer, .308 76

• Messwerte B & T-Pistole VP9 78

• Statistik Straftaten (2004-13) 100

• Beschusspflicht SD 103

• Rechtslage International 105

• Schalldämpfer-Messaufbau 108

• Aktueller Stand in Bayern 109

• Buch: Schalldämpfer bauen ... 110

• Buch: Schalldämpfer Geschichte ... 110

• Buch: Jagd mit Schalldämpfer 111

• Gehörschutz historisch 112

• Buch: Mythos Schalldämpfer 112

• Anzeigenkunden 112

• Glossar 113

Vor allem im Büchsenbereich spielen die Dämpfer ihre lärmmindernden Tugenden aus – ab Seite 40 lesen Sie mehr über den jagdlichen Bereich, ab Seite 62 geht es um die „Silencer“ im Dienst von Polizei und Militär.

Schalldämpfer (SD) machen das Schießen leiser – aber das tun sie nicht alle auf dieselbe Weise: Das Kapitel Konstruktion und Wirkung erläutert die Details: Seite 32.

Bringt man an einer Waffe ein zusätzliches Element an, wirkt sich das auf das Schießen aus – diese alte Erkenntnis betrifft auch Schalldämpfer. Was genau beim Schuss passiert, welche Nachteile, aber auch welche ungeahnten Vorteile Dämpfer bringen, lesen Sie ab Seite 90 – Tipps zur Pfl ege inklusive.

Natürlich geht es im Special Nr. 78 auch um schallgedämpfte Kurzwaffen – ab Seite 68. Dann auch um SD für Waffen in Randfeuerkalibern .17 HMR, .17 Mach 2, .22. l.r. sowie .22 WMR. Und um solche für Druckluft. Ab Seite 56.

INHALT

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Page 5: VISIER-Special 78 Leseprobe

Langwaffendämpfer

Schalldämpfer für die Jagd 40Lesen Sie mehr zu jagdlichen Dämpfern von aimSport, Ase Utra, A-Tec, B & T, Hausken, Schultz & Larsen und Stalon.

Randfeuer und Druckluft

Dämpfer für KK- und Druckluftwaffen 56In diesem Kapitel geht es vor allem darum, wie sich die Kaliber .22 l.r., .22 WMR, .17 HMR und .17 Mach 2 dämpfen lassen.

Polizei und Militär

Behördliche Silencer 62Worauf müssen Hersteller von Schall-dämpfern für diesen Markt achten, worauf legen Polizisten und Soldaten Wert?

Kurzwaffen und SD

Schalldämpfer für Pistolen 68Nützlich oder nicht? Wie die Dämpfer dieses Segments wirken und welche Rolle die Kurzwaffenmunition dabei spielt.

Integrierte SD-Waffen

Waffenkonstruktionen mit zugehörigem Dämpfer 72Informieren Sie sich über diese Familie von Dämpfern: Welche Vorteile gehen damit einher? Und wo liegen die Nachteile?

Munition und Ballistik

Wie sich Über- und Unterschall auf die Munition auswirken 80Hier geht es um Über- und Unterschall, um Mündungsgeschwindkeiten, um die Schusspräzision – und um das Wetter.

Schießen mit SD

Schalldämpfer im praktischen Einsatz 90Sie dämpfen den Lärm, aber wie wirkt sich die Dämpfer-Montage darüber hinaus aus? Erfahrungen aus dem Praxisbetrieb.

Recht

Schalldämpfer und Waffenrecht 98Informieren Sie sich ausführlich darüber, was das Gesetz sagt und unter welchen Bedingungen man Dämpfer einsetzen darf.

Anhang

Namen und Adressen 106Hier � nden Sie Adressen von Herstellern, Importeuren und Fachhändlern sowie jede Menge weiterer Informationen.

Ohne dieses Team wäre dieses Heft nur eine Idee geblieben: - Pascal Conter (l.): Experte für Waffen, Schalldämpfer und Munition. Passionierter Jäger, Wiederlader, Sportschütze.- Christopher Hocke (M.): Sachverständiger und Berater für Munition, Ballistik und Schalldämpfer.- Dr. Ralph Nebe (r.): Experte für Waffen, Schalldämpfer, Optik und Munition. Passionierter Jäger und Naturfreund.

Einführung und Geschichte

Wie der Schalldämpfer entstand und wozu er dient 6Hier erfahren Sie mehr über die Er� nder dieses Lärmschutz-Gerätes, die frühen Entwürfe und die aktuelle Entwicklung.

Schall und Gehör

Grundsätzliches zum Gehör und seinem Schutz 20Da lesen Sie mehr zum Aufbau des Ohres und wie Kapselgehörschutz, Ohrstopfen und Otoplastiken wirken.

Konstruktion und Wirkung

Wie Schalldämpfer aufgebaut sind und wie sie wirken 32Erfahren Sie mehr zu den Konstruktions-varianten und was Re� ektion, Expansion und Adsorption damit zu tun haben.

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Ganz herzlichen Dank auch den Firmen, die dieses Projekt mit Waffen, Schall-dämpfern (SD) und Munition unterstützt haben: AKAH, Blaser Jagdwaffen, B & T AG, Delmenhorster Waffen- und Muniti-onshandel, Helmut Hofmann, Haenel, IEA Mil-Optics, MEN Defencetec, Pol-Tec, RUAG Ammotec, Sauer & Sohn, Steyr, Schmeisser und Voere.

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INHALT

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Page 6: VISIER-Special 78 Leseprobe

Der Trend war eindeutig: Im Ver-gleich zu den Vorjahren war 2015 auf der SHOT Show das Angebot an

Schalldämpfern (SD) merklich gewach-sen. Wer auf dieser weltgrößten Waffen-Fachmesse nach Gründen für das Plus bei den „Silencers“ und „Suppressors“ fragte, sah sich einer Fülle von stichhal-tigen Argumenten gegenüber: So wie-sen US-Firmen wie Gemtech oder Silen-cerCo darauf hin, dass Jäger in inzwischen über 40 US-Bundesstaaten solche Schallabsorber benutzen dürfen:

Eckenschütze: Ein MEK-Beamter mit einem frühen Exemplar der Heckler & Koch MP 5 SD, erkennbar am geraden Stangenmagazin und der Rändelung des Schalldämpfer-Mantelrohres.

„Lärmschutz, Baby!“

Wie der Schalldämpfer entstand und wozu er dient:

EINFÜHRUNG UND GESCHICHTE

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Page 7: VISIER-Special 78 Leseprobe

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Klappern gehört zum Hand-werk: Wie die zwei Fotos

hebt auch die alte Anzeige für Maxim-Schalldämpfer

klar auf die Jagd ab.

Auf, auf zum fröhlichen Jagen – diese Aufnahmen zeigen den Salvo 12-Dämpfer von SilencerCo und stellen klar, worin der Hauptzweck aller dieser Geräte liegt: dem effektiven Schutz des Gehörs von Mensch und Tier.

„Lärmschutz, Baby!“, so � achste augen-zwinkernd die Pressesprecherin eines US-Herstellers. Aber damit brachte die charmante Dame alles auf den Punkt, was den Hauptzweck der zumeist schwar-zen Zylinder ausmacht. Die Hersteller verwiesen darauf, dass der Einsatz dieser Apparate das Gehör schone, bei Jägern und Schützen, bei etwaigen Umstehen-den und bei den zur Jagd eingesetzten Hunden. Entsprechend riesig das Sorti-ment. Es umfasst Allzweck-Geräte eben-so wie die auf spezielle Kaliber und Waf-

fenarten zugeschnittenen „Schussknall-schlucker“, ob nun zum Aufschrauben auf die Laufmündung bestimmt oder integ-raler Bestandteil der Waffe (mehr zur den einzelnen SD-Konstruktionen ab Seite 32). Für Aufsehen sorgte der Salvo 12, mit dem SilencerCo nach der britischen Firma Hushpower auch eine funktionie-rende SD-Variante für Flinten vorlegte. Selbst an Zubehör zum Schutz vor Hitze und gegen Verkratzen des Dämpfers fehlt es nicht. So bietet die auf derlei speziali-sierte Firma Manta Gummi-Überzieher

für SD an. Inzwischen bemächtigen sich auch Ästheten der Absorber: Der bekann-te US-Autotuner Jesse James stellte in seiner Firma Jesse James Firearms Unli-mited ein Modell vor, das von außen aus-sah wie ein Torpedo aus einem Science-Fiction-Film der 50er Jahre. Design oder nicht Design – solche den guten alten Hamlet verballhornenden Gestaltungs-fragen spielen hierzulande bei SDs noch keine große Rolle. Wohl aber widmet man sich zunehmend der Frage, wie die Ge-räuschemission zu vermindern sei.

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EINFÜHRUNG UND GESCHICHTE

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Page 8: VISIER-Special 78 Leseprobe

Das Ohr. Das emp�ndlichste Sinnes-organ des Menschen – und etwas, das es beim Umgang mit Schuss-

waffen unbedingt vor Schäden zu be-wahren gilt. Schalldämpfer bilden eine Altenative zum herkömmlichen Gehör-schutz, da durch sie selbiger direkt an die Waffe kommt und so immer für eine entsprechende Lärmminderung sorgt. Aber es gibt dazu auch Alternativen. Um die geht es im Folgenden. Und darum, wie das Ohr „funktioniert“ und wo es welche Schäden nehmen kann.

Das menschliche Ohr kann eine extrem große Bandbreite von Schalldrücken aufnehmen und zu Tönen, Klängen und

Geräuschen verarbeiten. So umfasst es in jungen Jahren einen Hörbereich von 16 bis maximal 20 000 Hertz (Hz). Eine der wichtigsten Funktionen besteht in der Aufnahme von Stimmen und der da-mit verbundenen menschlichen Ver-ständigung. Mindestens genauso wich-tig ist auch das Wahrnehmen von Geräuschen und die damit verbundene räumliche Orientierung. Zudem kann das menschliche Gehör geringste Schall-wellen (Luftdruckschwankungen) erfas-sen. Die Stärke des Höreindrucks wird dabei am besten über die Messung des Schalldruckpegels erfasst (zu den akus-tischen Fachbegriffen siehe Kasten Sei-te 29 und Glossar im Anhang).

Als „Hörschwelle“ und damit die untere Begrenzung des Hörbereichs bezeichnet die Fachwelt den Schalldruck respektive Schalldruckpegel, bei dem das mensch-liche Ohr Töne oder Geräusche gerade noch wahrnehmen kann. Man spricht auch vom „kleinsten Hörbaren“. Die un-tere Schwelle der Hörbarkeit hängt stark von der Frequenz ab: Bei einem normal-hörenden Menschen liegt sie am Ohr bei etwa 2000 Hz (der Schalldruck ent-spricht hier 20 Mikro-Pascal – 20 µPa respektive 0,00002 Pa). Dieser Wert dient als festgelegte Referenz für den absoluten Schalldruckpegel. Er ent-spricht somit einem Schalldruckpegel (Formelzeichen Lp) von null Dezibel

Viel um die O hrenGrundsätzliches zum Gehör und seinem Schutz:

SCHALL UND GEHÖR

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Page 9: VISIER-Special 78 Leseprobe

(dB): Lp = 0 dB. Das verdeutlicht, wie emp� ndlich dieses Sinnesorgan ist.

Tiefere oder höhere Frequenzen nimmt das menschliche Ohr nur bei höheren Schalldruckpegeln (Lp > 0 dB) wahr: Al-lerdings hängt die maximale vom Men-schen wahrnehmbare Frequenzhöhe stark vom Alter, dem Gesundheitszu-stand sowie der früheren Belastung des Ohres ab. Generell gilt: Mit zunehmen-dem Alter steigt die Hörschwelle vor al-lem im Bereich der höheren Frequenzen an – sie verschlechtert sich somit. Die obere Begrenzung des Hörbereiches trägt die Fachbezeichnung „akustische Schmerzschwelle“. Da jeder Mensch ein

anderes Höremp� nden hat, schwankt diese Schwelle. Der Durchschnittswert der menschlichen Schmerzgrenze liegt bei einem Schallpegel von etwa 134 dB (100 Pascal): Das ist mehr als der fünf-millionenfache (!) Schalldruck des kleinsten Hörbaren. Das berechnet sich so: 100,24 Pa geteilt duch 0,00002 Pa ergibt den Faktor 5 012 000, um den sich der Schalldruck ändert. Um hier einmal vorzugreifen: Mit der Formel lässt sich belegen, welchen außerordentlich posi-tiven Ein� uss der Schalldämpfer beim Gehörschutz hat. Und auch, inwieweit sich vom Laien als wenig empfundene Schallreduktionen realiter aber als viel erweisen.

Die drei Abschnitte des Ohrs: 1) Außenohr: Es reicht von der komplet-ten Ohrmuschel über den Gehörgang bis hin zur äußeren Seite des Trommelfells. Die wesentliche Funktion der Ohrmu-schel besteht nun darin, die Schallwel-

Viel um die O hren

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Viel um die O hren

Ob aufwändiger Kapselgehörschutz oder simple Gehörstöpsel – jeder Schutz des Ohres ist besser als gar keiner. Und der Bügel des Kapselgehörschutzes lässt sich noch ganz prima als Halterung für diversen elektronischen Schnickschnack verwenden ...

Sacramento, 1997: Stilgerechte Vorführung einer Schwarzpulver-kanone im Schuss – gut zu sehen, wie sich die Bedienmannschaft abwendet und die Männer nur das zur Kanone zeigende Ohr abdecken.

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SCHALL UND GEHÖR

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Page 10: VISIER-Special 78 Leseprobe

Foto aus den USA: Nach dem Test eines SD-bewehrten Vollauto-Gewehrs platzte das Dämpferrohr und gab den Blick frei auf das rotglühende, einteilige Innere.

KONSTRUKTION UND WIRKUNG

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Page 11: VISIER-Special 78 Leseprobe

Sie dämpfen den Schall – die Funkti-on der besprochenen geräuschab-sorbierenden Instrumente steckt

ja schon im Namen, soweit klar. Jedoch erledigt das nicht jedes Gerät auf ein- und dieselbe Weise. Im Folgenden daher Grundsätzliches zu dem, was im Schuss geschieht, wie sich die Geräusche ent-wickeln und welche Konstruktionsvari-anten an Dämpfern es gibt.

Was beim Schuss passiert:Beim Feuern laufen fünf unterschiedli-che Vorgänge ab, die Geräuschentwick-lungen nach sich ziehen.

1) Nach dem Abschlagen entsteht ein mechanisches „Klicken“ vom Schloss der Waffe. Der Stollen des Abzugssystems gibt Schlagbolzen oder Hammer frei, welche durch die vorgespannte Schlag-feder in Bewegung versetzt werden.

2) Das Anzünden des Treibladungspul-vers (TLP) erfolgt, sobald Schlagbolzen oder -hammer aufs Zündhütchen der Pa-trone schlagen. Das dauert nur wenige Millisekunden. Bei der Umsetzung des Pulvers baut sich kontinuierlich Druck in der Hülse auf. Dadurch verformt sich diese im Patronenlager plastisch und li-

dert. Wegen dieses Druckanstiegs be-wegt sich das Geschoss und wird über den Übergang des Patronenlagers ins Zug-Feld-Pro�l des Rohrs gepresst. Die Luftsäule vor dem Geschoss, die durch dessen Beschleunigung aus dem Lauf gedrückt wird, erzeugt bei Überschall-munition den entsprechenden Knall. Der entsteht aber fast zeitgleich mit dem Knall des Geschosses, wiederum gefolgt von demjenigen des Pulvers.

3) Nach Austritt des Geschosses aus der Mündung entsteht der Mündungsknall. Dabei expandieren die Pulvergase schlag-

artig an der Atmosphäre durch explosi-onsartigen Ausstoß. Es kommt zum be-kannten Phänomen des Mündungsfeuers. 4) Nicht zu verwechseln mit dem Mün-dungsknall ist der Geschossknall. Er hängt von Geschwindigkeit und Durch-messer des Projektils ab und entsteht vor dem Mündungsknall. Im Prinzip schon, wenn die Geschossspitze aus der Mün-dung ragt und der Geschossführungsteil den Lauf noch gegen die Pulvergase ab-dichtet. Die vom Geschoss verursachten Luftstörungen (Schallwellen) häufen sich ab einem Tempo von zirka 343 Meter pro

Sekunde bei 20 Grad Celsius in einer „Stoßfront“ an und ergeben einen lauten Knall. Das ist so bei allen Geschossen, die nun schneller als mit Überschalltempo �iegen. Bei Unterschallmunition (auch: Subsound, Subsonic) fällt der Vorgang weg. Da die Schallgeschwindigkeit nur von der Temperatur und nicht vom atmo-sphärischen Druck abhängt, kann eine bei 20 Grad Celsius unterschallige Laborie-rung im Winter bei zum Beispiel -15 Grad Celsius einen Geschossknall erzeugen. 5) Als letzte Geräuschentwicklung sei der Kugelschlag im Zielmedium ge-

nannt. Also das, was der Volksmund ge-meinhin als „Treffer“ bezeichnet. Seine Lautstärke hängt von Zielmaterial und Auftreffgeschwindigkeit ab.

Was der Schalldämpfer kann:Er hat nur einen akustischen Ein�uss auf den Mündungsknall und einen optischen Ein�uss auf das Mündungsfeuer – alle anderen beschriebenen Vorgänge �nden unabhängig vom „Schallschlucker“ statt. Damit kann er sie auch nicht dämp-fen. Den Mündungsknall mindert er, in-dem er die heißen Pulvergase kontrol-liert entspannt und sie so abkühlt. Das Fo

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Wie Schalldämpfer aufgebaut sind und wie sie wirken:

Der Weg zur Stille

Schematische Darstellung eines am Lauf montierten Schalldämpfers samt seinen im Mantel des Dämpfers untergebrachten Blenden und deren Abstandshaltern.

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KONSTRUKTION UND WIRKUNG

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Jeder Jäger verlangt von seinem Schalldämpfer vor allem eines: Er soll möglichst viel Schall schlu-

cken. Außerdem möge die Flüstertüte bitte möglichst klein und der Erst-schusseffekt nicht allzu stark ausfallen. Diese drei Anforderungen stehen auch bei Polizei und Militär auf der Prioritä-tenliste – allerdings nicht immer in die-ser Reihenfolge. Außerdem gibt es noch weitere Punkte in den Technischen Richtlinien und in den P� ichtenheften. So achten die Beamten auch auf eine gute Signaturunterdrückung. Dabei soll das Mündungsfeuer nach Möglichkeit vollständig vom SD aufgenommen wer-

den, so dass es die Stellung des Schüt-zen nicht verrät beziehungsweise beim Einsatz von Nachtsichtoptiken nicht stört. Verrichten die Dämpfer an Ma-schinenpistolen oder Sturmgewehren ihren Dienst, müssen die Lärmschlucker in einem gewissen Maße dauerfeuerfest sein. Bei Sturmgewehren verlangt die Truppe zudem, dass sich der Dämpfer schnell am Lauf befestigen lässt.

Bei der Polizei: Leise und diskretNicht immer gilt also die maximale Dämpfungsleistung als wichtigstes Aus-wahlkriterium. Das Militär achtet zum Beispiel darauf, wie gut die Zusatzgerä-

te zur sonstigen Ausrüstung passen. Doch was auch immer sonst noch eine Rolle spielt – in die Auswahl schaffen es nur Geräte, die dem jeweiligen Einsatz-zweck entsprechen. Die deutsche Poli-zei nutzt fast keine schallgedämpften Waffen, mit Ausnahme von Spezialein-heiten wie SEK oder PSK. Hier � nden sich überwiegend zwei Varianten. Ers-tens die MP 5 SD im Kaliber 9 mm Luger (alias 9 x 19 und 9 mm Parabellum) als mobile Waffe für Zugriffseinheiten. Die-se Maschinenpistole von Heckler & Koch aus Oberndorf eignet sich sehr gut für den stillen Einsatz gegen Wachhunde, Kameras und anderes emp� ndliches Ge-

Behördliche Silencer:

Für denDienstgebrauch

SCHALLDÄMPFER FÜR POLIZEI UND MILITÄR

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rät. Für den � nalen Rettungsschuss nut-zen die polizeilichen Spezialeinheiten dagegen schallgedämpfte Präzisionsge-wehre, meistens im Kaliber .308 Win-chester. Der leise Schuss ist immer dann wichtig, wenn die Polizei mehrere Täter handlungsunfähig machen muss. Hier bieten sich vor allem integralschallge-dämpfte Langwaffen an. Mit speziellen Subsonic-Laborierungen erreichen sie maximale Schallpegelreduktionen, stol-ze Werte um die 40 dB sind eher Stan-dard als die Ausnahme. Wegen ihrer Län-ge und ihres Gewichts taugen Prä-zisionsgewehre wie das Haenel RS8 Sub-sonic oder das DSR 1 Subsonic zwar nur

als Stellungswaffen. Zudem ist die ef-fektive Reichweite der Subsonic-Ladun-gen auf etwa 100 Meter begrenzt. Doch etwa bei Geiselnahmen oder Amoklagen spielen diese Nachteile keine Rolle, weil sich die Täter oft in geringerer Entfer-nung be� nden.

Beim Militär: DurchhaltevermögenIn asymmetrischen Kon� ikten müssen auch militärische Scharfschützen manch-mal auf derart kurze Distanzen wie die Polizisten schießen. Doch in den typi-schen Einsatzszenarien der Sniper fällt der Abstand zum Ziel meist wesentlich Fo

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Werbeaufnahme der auf Schalldämpfer spezialisierten US-Firma Gemtech, die einen Polizisten mit Gewehr im AR-15-Stil zeigt, daran montiert ein Gemtech-Schalldämpfer G 5.

Remington Modular Sniper Rifl e mit Schall-dämpfer der Marke Advanced Armament Corporation (AAC), die Waffe im kniend freihändigen Anschlag gehalten.

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SCHALLDÄMPFER FÜR POLIZEI UND MILITÄR

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In einem Stück

Waffenkonstruktionen mit zugehörigem Dämpfer:

Angesichts der vielen Modelle und Varianten erscheint eins ganz normal: Der Schalldämpfer stellt

ein Zusatzgerät dar, das der Schütze bei Bedarf an sein Gewehr oder seine Pistole schraubt. Doch es geht auch anders: Ei-nige Waffen besitzen einen von vornhe-rein in die Konstruktion integrierten Dämpfer. Oft � ndet sich für diese Syste-me der Begriff „integralschallge-dämpft“ – eine etwas irreführende Be-zeichnung. Denn sie suggeriert, dass der Schall „integral gedämpft“ wird. Und das ist natürlich genauso falsch wie

die Vorstellung, dass diese Konstruktio-nen etwas mit Integralrechnung zu tun haben. Doch solange man nicht vergisst, dass dieser Begriff nur Waffenentwürfe mit integriertem Dämpfer meint, kann man ihn natürlich getrost verwenden.

Integralschallgedämpfte Waffen stellen heute eine exotische Minderheit auf dem Gebiet der Flüstertüten dar. Trotz-dem besitzen sie Vorteile gegenüber herkömmlichen Modellen. Warum das so ist, verraten die Unterschiede zu den se-

INTEGRIERTE SCHALLDÄMPFERWAFFEN

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Vier Beispiele für integrierte Schall-dämpferwaffen (v.o.): Haenel RS 8 Subsonic (.308 Winchester), Schmeisser AR-15 (.300 BLK), B & T VP 9 (9 mm Luger) und ein 22er Kitzmann-Repetierer mit integrierter Gaszange.

paraten Dämpfern und deren Leistungs-fähigkeit mit Supersonic- und Subsonic-Munition.

Die Kunst des Kompromisses: Abgesehen von der Treffpunktverlage-

rung bietet der Mix aus normaler Waffe, externem Schalldämpfer und Über-schallmunition auf den ersten Blick ent-scheidende Vorteile. Der Schütze muss keine Abstriche bei der Reichweite und der kinetischen Energie der Geschosse

machen. Zielballistisch behalten die Projektile also ihr volles Potential. Dazu kommt der verringerte Rückstoßimpuls. Er entsteht, weil die als Prall� ächen fungierenden Blenden im Dämpfer den Rückstoß zeitlich in die Länge ziehen

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INTEGRIERTE SCHALLDÄMPFERWAFFEN

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Wer mit schallgedämpften Waffen schießt, hat die Wahl zwischen Überschall- und Unterschallmu-

nition (englisch: Hypersonic und Subso-nic). Mit Überschall � iegende Projektile verursachen immer einen Überschall-knall, auch Geschossknall genannt – der Dämpfer kann nur den Mündungsknall der schlagartig an der Laufmündung ex-pandierenden Pulvergase reduzieren. Diesem Nachteil steht allerdings ein wichtiger Vorteil gegenüber: Da die Mündungsgeschwindigkeit (v0) des Ge-schosses nicht unter der Schallgrenze

liegen muss, kann das Projektil auch auf weitere Entfernungen viel Energie ins Ziel bringen. Die Vielfalt der möglichen Laborierungen ist wesentlich größer als im Subsonic-Bereich, zumal die Auswahl geeigneter Projektile groß ist.

Schalldämpfer und Hypersonic-Munition: Der Mündungsknall von Überschallmu-nition lässt sich – je nach Kaliber, Labo-rierung, Lau� änge sowie Schalldämp-ferkonstruktion – um bis zu 30 dB und teilweise mehr senken. Auch der beste

Schalldämpfer kann den Schusslärm von Überschallmunition allerdings nur bis auf das Niveau des Geschossknalls dämpfen. Letztgenannter hängt maß-geblich vom Durchmesser des Projektils und von dessen Geschwindigkeit ab. Ein Beispiel verdeutlicht den Ein� uss des Kalibers: Das PDW-Kaliber 4,6 x 30 mm mit einem zwei Gramm schweren Voll-mantelgeschoss, verschossen aus einer Heckler & Koch MP 7, erzeugt in einem Meter Abstand einen Überschallge-schossknall von zirka 126 dB(C). Eine .30-06 Spring� eld mit einem 11,9 Gramm

Drunter und drüberWie sich Über- und Unterschall auf die Munition auswirken:

Diverse Sonderkaliber (v.l.): 5,7x28 FMJ Subsonic (3,6 g), .308 Winchester

RUAG Swiss P Subsonic Final (13 g), .458 Socom Starkmantel, .338 Spectre

HPBT (19,4 g), 9x39 SPP Hartkern-geschoss, .300 Whisper HPBT (14,3 g), .308 Subsonic MEN Quiet Hinder (12 g)

nach Gelatinebeschuss und vorn Schnittmodell einer Samereier-

Reduzierhülse in .308 Win.

Der Schusskanal eines 220 Grains schweren HPBT-Geschosses im Kaliber .300 Whisper. Das Projektil verhält sich in dem 350 mm langen Block aus ballistischer Seife form- und massestabil. Nach dem Einschuss von links überschlägt sich das Projektil und verlässt den Block in Schräglage seitlich (HPBT = Hollow Point Boat Tail, Hohlspitzgeschoss mit Bootsheck).

MUNITION UND BALLISTIK

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schweren Jagdgeschoss bringt es be-reits auf ungefähr 133 dB(C). Der Unter-schied von 7 dB entspricht einer Erhö-hung des Schalldruckes um satte 123 Prozent.

Beein� ussen Schalldämpfer die Außen- und Zielballistik von mit Überschall � ie-genden Geschossen? Auf den ersten Blick lässt sich kein kausaler Zusam-menhang erkennen. Das Geschoss wird schließlich nur im Lauf beschleunigt, der für Präzision und Richtung sorgt. Doch die Überprüfung auf dem Schieß-stand ergibt ein differenzierteres Bild:

1) Mündungsgeschwindigkeit: Bei über 10 000 Messungen mit unterschiedli-chen Kalibern, Laborierungen, Waffen-typen und Lau� ängen in Verbindung mit Schalldämpfern stellte das VISIER-Test-team mehrheitlich eine geringfügige Er-höhung der Geschossgeschwindigkeit fest. In einigen Fällen blieb die v0 aller-dings konstant, in sehr wenigen Fällen sank sie bei aufgeschraubtem Dämpfer bei gleicher Laborierung sogar minimal. Ein für alle Systeme allgemeingültiger Wert lässt sich natürlich auch aus so vie-len Fällen nicht ableiten. Denn hier spielt die Kombination aus Lau� änge, Laborierung, Schalldämpferkonstrukti-

on und Umgebungsparameter eine ent-scheidende Rolle. Die Testreihen zeigten aber eine Grenze auf: Die Zunahme der v0 betrug nie mehr als fünf Prozent. Diese Größenordnung darf man in der Praxis getrost vernachlässigen. Sie wirkt sich weder zielballistisch noch auf die Ein-satzreichweite oder die GEE (günstigste Einschießentfernung) nennenswert aus. Trotzdem fragt man sich, wie die Schall-dämpfer in vielen Fällen die Abgangsge-schwindigkeit erhöhen können. Die Ge-schossbeschleunigung � ndet schließlich im Lauf statt, indem die Druckenergie der Pulvergase gegen die Gleitreibung zwischen Lauf und Geschossmantel als kinetische Energie auf das Geschoss übertragen wird. Verlässt der Führungs-teil des Projektils die Laufmündung, öff-net sich das geschlossene System. Der Gasdruck und die bis dahin wirkende Be-schleunigungskraft fallen rapide ab. Was also tut der Dämpfer zugunsten einer hö-heren v0? Die Pulvergase können nach dem Verlassen des Laufes zwar expan-dieren, aber nur in einem durch das In-nenvolumen des SD begrenzten Maße. Sie erreichen also nicht den normalen Umgebungsdruck von zirka 1 bar. Des-halb vermitteln die noch immer unter Druck stehenden Gase dem Projektil zu-sätzliche Bewegungsenergie. Die v0 kann

auf diese Weise leicht zunehmen, weil eine hohe Gleitreibung wie im Lauf im Dämpfer nicht vorkommt.

2) Präzision: Dass sich Schalldämpfer positiv auf die Präzision auswirken, ist allgemein bekannt. Die für dieses Special durchgeführten Test-reihen bestätigten das. In diesen Fällen be-währte sich der Dämp-fer offenbar als Laufge-wicht, das den Hoch-schlag der Waffe im Schuss minderte. Doch es gab auch Ausnahmen von der Regel: Die Streukreise verschlech-terten sich ab und zu oder zeigten sich vom Schallabsorber zumin-dest unbeeindruckt. Si-cherlich beein� usst nun jeder Dämpfer das Schwingungsverhalten

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Schlierenaufnahmen zweier Überschallgeschosse: Links ein .50 BMG-Kurzbahngeschoss, rechts eine .50 BMG FMJ M33 Ball. Im Überschallbereich bildet sich am Geschossbug der sogenannte Mach‘sche Kegel. Die verdichtete Kopfwelle (oder Wellenfront) bricht das Licht anders, so wird die Welle als dunklere Linie sichtbar. Der Führungsbänder des Kurzbahnprojektils erzeugen ebenfalls Mach`sche Kegel. Am Geschossheck lassen sich durch den Bodensog verursachte Turbulenzen erkennen.

Patronenschnitt durch eine .308 Win. RUAG

Swiss P Subsonic Final: Er zeigt, wie wenig

Pulver sich in der Hülse befi ndet.

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MUNITION UND BALLISTIK

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SCHIESSEN MIT SCHALLDÄMPFERN

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Rauf damit auf die Mündung und weitermachen wie bisher – nein, so einfach funktioniert es bestimmt

nicht, wenn man Feuerwaffen mit Schalldämpfern bestückt und dann da-mit feuert. Denn wie immer bei techni-schen Gegenständen führt auch beim

Schießgerät das Hinzufügen neuer Kom-ponenten zu Veränderungen, sei es nun im Positiven wie im Negativen. Außer-dem verlangen die Silencer nach einer entsprechenden Wartung und mitunter auch nach dem periodisch anfallenden Austausch von Verschleißteilen. Und

natürlich gibt es Unterschiede in der Anwendung – nicht alles passt für jeden gewünschten Zweck.

Der erste Vorteil:Es liegt auf der Hand – die Schalldämp-fer verbessern die Möglichkeiten zur

Vorteile und Nachteile

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Schalldämpfer im praktischen Einsatz:

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